Nürnberger Hütte: Ein Wochenende im Stubaital
Dieser Artikel enthält unbezahlte Werbung und Links
Inhaltsverzeichnis
Bergsteigen im Reich der Bergseen und Gletscher
Das Stubaital ist irgendwie ein besonderes Tal – einerseits ist es touristisch so erschlossen wie nur wenige andere Täler in Österreich, hat sowohl im Tal selbst viel zu bieten, als auch weiter oben: Der Stubaier Höhenweg ist beliebt und bekannt, und das nicht nur unter deutschen und österreichischen Wanderern, man trifft unterwegs und auf den Hütten auch sehr viele Urlauber aus anderen Ländern. Eigentlich sollte ich damit einen großen Bogen um die Stubaier Alpen machen, denn Trubel ist das letzte was ich in den Bergen suche. Aber irgendwie zieht es mich doch immer wieder dort hin. Der Stubaier Höhenweg war super schön, obwohl viele Leute unterwegs waren, und auch das Wochenende, das ich im letzten Sommer im Stubai verbringen durfte hat mich mal wieder begeistert. Es war auch sicher nicht mein letzter Ausflug dorthin… Die Bergkette an der Grenze zwischen Österreich und Südtirol hat einfach so viel zu bieten: hohe Berge mit schön viel Fels und wenig Bäumen, so wie ich es mag. Spektakuläre Gletscher und viele wunderschöne kleine und größere Bergseen, die türkis leuchten und mich auf ein Bad einladen. Genug Hütten, die trotz des relativ großen Andrangs gemütlich und einladend sind. Und natürlich tolle Gipfel mit fantastischer Aussicht! Letzten Sommer habe ich ein Wochenende auf der Nürnberger Hütte verbracht – von Freitag Abend bis Sonntag. Auf der Nürnberger Hütte sollte man eine gute Weile vorher reservieren, denn durch ihre Lage am Stubaier Höhenweg ist sie oft ausgebucht. Man könnte die Touren notfalls auch von der Sulzenauhütte aus gehen, wobei sich von dort natürlich auch wieder andere Touren anbieten… Qual der Wahl 🙂
Tag 1: Aufstieg zur Nürnberger Hütte
Am Freitag nach der Arbeit soll es los gehen, wir sind eine ganze Weile auf der Straße unterwegs, und somit recht spät an unserem Startpunkt. Das Wetter ist aber gut, und wir haben auf der Hütte Bescheid gegeben, dass wir später kommen, außerdem haben wir Stirnlampen dabei, es kann also eigentlich nichts schief gehen. Der Vorteil an unserem späten Start ist definitiv, dass wir komplett alleine unterwegs sind. Wir brauchen eine Weile, bis wir uns eingegangen haben, und realisiert haben, dass nun ein ganzes, wunderbares Bergwochenende vor uns liegt. Dann beginnen wir die Wanderung zu genießen. Man startet schon relativ hoch, das heißt wir laufen schon nach sehr kurzer Zeit durch Almgelände und haben auch bald erste Ausblicke ins Tal und auf umliegende Gipfel. Als wir an der Hütte ankommen, und uns anmelden, werden wir sofort in die Stube geschickt, zum Essen. Die volle Auswahl haben wir nicht mehr, was aber überhaupt nichts ausmacht, denn die Kaspressknödelsuppe auf die wir uns gefreut haben gibt es noch. Und sie schmeckt richtig gut! Tatsächlich sogar so gut, dass ich am nächsten Abend gleich noch mal eine bestelle. Wir beschließen, dass das definitiv ein guter Start in unser Bergwochenende ist, und nachdem wir uns einen Plan für den nächsten Tag gemacht haben, beziehen wir unsere Zimmerlager. Wir freuen uns auf morgen!
Tag 2: Auf den Roten Grat (3099m) und Wilden Freiger (3418m)
Wir wollen es ruhig angehen lassen, und frühstücken erst einmal ausgiebig. Ungefähr um neun starten wir unsere Tour, später als alle anderen. Die meisten Leute, die auf der Nürnberger Hütte übernachtet haben, gehen den Stubaier Höhenweg, und sind somit heute sowieso wo anders unterwegs als wir. Wir sind ganz alleine unterwegs, genießen das tolle Wetter und die Ausblicke, die wir schon kurz nach der Hütte haben. Ein See, an dem wir vorbei kommen, sieht aus als wären wir in Kanada – zum Baden ist es uns aber zu kalt. Vor allem, weil es wirklich noch viele Schneefelder gibt, die die Temperaturen bisher überstanden haben. Schon ganz schön viel Schnee für Mitte Juli… Wir freuen uns aufs runter rutschen 🙂 Dank des Schnees finden wir den Weg zum Grat erstmal nicht. Wir überlegen ein bisschen, und steigen dann einfach den Hang so rauf, wie wir es für am sinnvollsten halten. Von oben sehen wir dann die Spuren unserer Vorgänger, wir sind richtig. Dann gehts erst einmal links den Grat entlang, rüber zum Roten Grat. Besonders rot sieht er nicht aus, aber die Gratkletterei macht unheimlich Spaß. Es ist recht abschüssig, aber einfach. Unterwegs kommt uns eine Männergruppe entgegen, die von der anderen Seite her aufgestiegen sind, und jetzt weiter zum Wilden Freiger wollen. Wir machen erst einmal eine ausgiebige Gipfelrast. Und dann zieht es auch uns auf den Wilden Freiger. Man kann ihn von dieser Seite ohne Gletscherausrüstung besteigen, immer am Grat entlang bis zum Gipfel. Leider verpasst man damit den Grat auf der anderen Seite, welcher wirklich schön ist. Ich war schon dort, und es war einer der schönsten Grate, die ich je entlang gekraxelt bin. Würde man den Wilden Freiger überschreiten, und diesen Grat runter klettern, müsste man anschließend einen großen Gletscher überqueren, und käme dann an der Sulzenau Hütte heraus. Wir haben das nicht gemacht, sondern sind zurück zur Nürnberger Hütte gelaufen.
Tag 3: Am Sonntag auf die Mairspitze (2780m), über das Niederl zurück zur Nürnberger Hütte und gemütlich ins Tal
Nach einer weiteren Nacht auf der Nürnberger Hütte, mit bester Verpflegung, machen wir uns auf den Weg zur Mairspitze. Von dort hat man einen schönen Blick aufs Tal und die umliegenden Gipfel. Wir machen erst mal Pause, aber das Wetter ist gerade nicht mehr so prickelnd. Das ändert sich zum Glück auf dem Abstieg Richtung Sulzenau Hütte, und als wir an einem wunderschönen Bergsee vorbei kommen, ist es schön genug für ein Bad. Er ist – wie erwartet – eiskalt, aber es ist so schön! Gut dass der Bikini immer im Gepäck dabei ist 🙂 Wir steigen dann wieder auf, auf das Niederl, das zwar einen komischen Namen hat, aber eigentlich ganz schön ist, es hat ein Gipfelkreuz, und eine ziemlich schöne, aber luftige, Bank. Dann gehts runter zurück zur Nürnberger Hütte. Hier sammeln wir unsere Sachen auf, die wir dort im Schuhraum zwischengelagert haben, damit wir nicht so viel schleppen müssen, und trinken noch einen Cappuccino in der Sonne. Und essen einen Kuchen. Man muss ja die Wirtsleute unterstützen…
Eine Möglichkeit für eine längere Tour am Abreisetag wäre die Überschreitung der Mairspitze mit Abstieg zur Sulzenau Hütte. Von dort kann man wunderbar auf den Aperen Freiger (3261m) gehen. Auch er hat einen Grat mit wunderschöner Blockkletterei, und tolle Ausblicke vom (rosa) Gipfelkreuz. Okay, ganz rosa ist es nicht, aber es hat so rosa Einsätze, die mir irgendwie im Gedächtnis geblieben sind. Ich war im Zuge meiner Tour auf dem Stubaier Höhenweg dort oben. Wenn man also den Aperen Freiger noch mitnimmt, dann kann man seinen Cappuccino auf der Sulzenau Hütte trinken und von dort ins Tal absteigen. Entweder man läuft dann ca. eine Stunde auf dem Wilde Wasser Weg zum Parkplatz der Nürnberger Hütte zurück, oder man fährt mit einem der sehr regelmäßig vorbei kommenden Busse.
Alle Infos zur Tour:
Startpunkt: Ist der Parkplatz der Nürnberger Hütte kurz hinter Ranalt im Stubaital. Dort hält auch der Bus (Regiobus Linie 590), der Innsbruck mit dem gesamten Stubaital verbindet.
Aufstieg zur Hütte: Über die Bsuchalm, durch das lange Tal (900hm, 5,9km, ca. 2-3h)
Infos zur Hütte und Onlinereservierung unter anderem auf der Website des Stubaier Höhenwegs.
Tag 2: Von der Nürnberger Hütte (2297m) zum Roten Grat (3099m) und Wilden Freiger (3418m)
ca. 1211hm, 11,2 km, ausgesetzt
Tag 3: Von der Nürnberger Hütte auf die Mairspitze (2780m) und übers Niederl (2627m) zurück ins Tal
694hm, 5km, plus die Strecke von der Hütte ins Tal.
Alternative für Tag 3: Von der Nürnberger Hütte über die Mairspitze zur Sulzenau Hütte, von dort auf den Aperen Freiger (3261m) und dann über die Sulzenau Hütte zurück ins Tal. Über den Wilde Wasser Weg oder per Bus zurück zum Parkplatz. Ca. 1615hm bergauf, 2471m bergab, 19km (ohne den Wilde Wasser Weg). Abkürzbar indem man über das Niederl geht, anstatt der Mairspitze.
Noch eine Alternative für Tag 3: Von der Nürnberger Hütte über die Mairspitze zur Sulzenau Hütte, von dort auf den Trögler, und dann über die Sulzenau Hütte ins Tal. Über den Wilde Wasser Weg oder per Bus zurück zum Parkplatz. Ca. 1256m bergauf, 2058m bergab, 16,2km (ohne den Wilde Wasser Weg). Auch hier: Abkürzbar indem man über das Niederl geht, anstatt der Mairspitze.
Orientierung: Die Wege im Stubaital sind allesamt gut markiert und beschildert. Auch mit größeren Schneefeldern noch einigermaßen zu finden. Trotzdem lohnt es sich immer eine Karte und / oder GPS dabei zu haben.