Wanderung auf den Mauna Loa (4169m), Hawaii

Wanderung auf den Mauna Loa (4169m), Hawaii

28. Dezember 2019 0 Von Apollonia

Wer auf Hawaii Island Urlaub macht, und gerne Bergsteigen geht, auf dessen To Do Liste für den Urlaub steht ganz sicher der Mauna Loa. So natürlich auch bei mir! Der Mauna Loa ist ein Vulkan, mit seinen 4169m der zweithöchste Berg Hawaiis, manche sagen sogar der zweithöchste Berg der Welt – wenn man nämlich die Strecke misst, vom tiefsten Punkt im Tal/ Meer bis zum Gipfel ist er das. Sein Nachbar, der Mauna Kea wäre dann der höchste. Auf den Mauna Kea kann man mit dem Auto fahren, was ihm zum wandern uninteressant macht. Den Mauna Loa kann man von zwei Seiten aus besteigen, entweder von Volcano aus über eine vier-Tages-Tour mit Hüttenübernachtungen, oder von der Saddle Road bzw. dem Mauna Loa Observatory aus an einem Tag. Das Observatorium liegt auf gut 3300m, was die Besteigung des Mauna Loa – mal abgesehen von der Höhe – sehr einfach macht. Auch sonst ist es kein schwieriger Berg. Kein/ wenig Schnee, keine Gletscher, keine Kletterstellen, keine besonders abschüssigen Stellen, insgesamt für Leute mit Höhenangst geeignet. Das Einzige, was die Sache wirklich schwierig macht ist natürlich die Höhe, und fast bei allen Aspiranten die mangelnde Akklimatisierung. Ganz am Ende meiner persönlichen Mauna Loa Geschichte findest du alle Informationen, die du brauchst, falls du auch auf den zweithöchsten Berg Hawaiis steigen möchtest.

Lasst uns beginnen – die Anfahrt

Unser Wecker klingelt um 5:40 Uhr, das Frühstück inklusive Kaffee steht schon bereit, und wir nehmen es mit ins Auto. Irgendwie sind wir ein bisschen aufgeregt. Man besteigt ja nicht alle Tage so einen hohen Berg, und schon gar nicht so un-akklimatisiert, wie wir es sind! Wir wollten uns ja zumindest am Tag vorher auf dem Mauna Kea akklimatisieren, was aber nicht möglich war, denn er ist aus politischen Gründen geschlossen (die Einheimischen wollen verhindern, dass ein weiteres großes Teleskop gebaut wird, und blockieren deshalb die Straße). Das heißt, abgesehen davon, dass wir auf ca. 1000m Höhe in Volcano übernachtet haben und gestern zumindest auf 1700m im Volcanoes National Park ein bisschen gewandert sind, haben wir uns für die Höhe nicht vorbereitet. Die Alternative Route – mit bester Akklimatisierung, vier Tage von der anderen Seite des Mauna Loa aus – war uns zu lang, denn wir wollten auch noch was anderes machen auf Big Island, als über Lava wandern… Also wurde es diese Tour, von 3360m beginnend, ungefähr 700hm bergauf und 10km weit bis zum Gipfel. Auf der Hinfahrt denken wir uns, zumindest versuchen wollen wir es, und wenn wir Symptome von Höhenkrankheit bekommen, dann drehen wir eben um.

Wir trinken unseren Kaffee und stehen vor Hilo im Berufsverkehr. Sobald wir aber abbiegen, und nun die Saddle Road fahren, die zwischen Mauna Kea und Mauna Loa liegt, ist der Verkehr kein Problem mehr. Zum Glück haben wir nur 20 min verloren. Unser offline Navi hatte uns 1h50 angezeigt, und wir wollten eigentlich um 8:00 Uhr losgehen. Wir frühstücken im Auto, freuen uns über das perfekte Wetter (beide Vulkane wolkenfrei!) und fahren, und fahren… Richtig lästig wird die Fahrt allerdings erst, als wir von der Saddle Road Richtung Mauna Loa Observatory abbiegen – es geht bergauf und bergab, kurvig ohne Ende… Die sehr neue, einspurige Straße wurde einfach auf die Lavafelder gebaut, ohne diese zu begradigen. Kurz denken wir, wir sind da, aber dann fahren wir nochmal 20 min. Ab der Saddle Road sind 1400hm zu bewältigen. Oben am Observatorium gibt es einen kleinen Parkplatz, außer uns sind noch zwei Autos da, ein französisches Pärchen zieht gerade die Wandersachen an. Wir schlagen den Rat in den Wind, dass man ca. 1h am Parkplatz verweilen solle, für die Gewöhnung an die Höhe, denn wir haben viel vor und wenig Zeit. Zu dieser Jahreszeit wird es um 18:00 Uhr dunkel, und wir möchten nicht mit Stirnlampe durch schwarze Lava, die extrem viel Licht schluckt, wandern müssen. Acht Stunden sagt unser Wanderführer sind es, und wir wollen uns Zeit lassen. Langsam gehen. Wir sind nervös.

Und dann der Aufstieg …

Um 20 nach acht laufen wir los, fast pünktlich, und kurz hinter den Franzosen. Wir teilen uns einen Rucksack, in dem viel Wasser, viel Essen, und viele warme Klamotten sind. Das Rucksack-Teilen ist eine gute Idee – merken wir aber natürlich erst später. Die Franzosen haben wir trotz gefühltem Schleiche-Tempo bald überholt, wir werden sie auch nicht mehr sehen, wahrscheinlich sind sie irgendwo umgedreht. Langsam gehen wir bergauf. Der Weg geht sich gut, wir gehen hauptsächlich über Pahoehoe-Lava, die feste und relativ glatte Formationen bildet. Immer wenn wir die andere Lava-Art (Aa-Lava, kein Scherz) unter den Füßen haben, sind wir froh, dass wir nur ein kurzes Feld davon queren müssen. Überhaupt queren wir gefühlt nur. Es geht immer leicht bergauf, die 700hm verteilen sich wunderschön gleichmäßig auf die 10km. Unser Glück! Nach ca. 250hm passieren wir eine Biwakstelle, wo es eine Lavahöhle gibt in der man gut übernachten könnte. Vielleicht wäre das noch eine Idee zur Akklimatisierung gewesen, auf ca. 3600m zu übernachten. Aber wir hatten nirgends von dieser Biwakstelle gelesen. Wenig später muss ich meinen Rucksack abgeben, und mich kurz hinsetzen, denn mir ist ein wenig schwindlig. Nachdem ich was getrunken habe, und einen kleinen Happen gegessen, geht es mir besser, und wir gehen langsam weiter. So ohne Rucksack geht es sich allerdings leicht, und ich bin wieder guten Mutes. Mein Mann trägt jetzt den Rucksack, und nach einer Weile überholen wir nochmal ein Pärchen. Wir haben uns Wegpunkte gemerkt, von denen wir schon einige hinter uns haben. Zuerst ging es auf einem 4-Wheel-Drive ein Stück, dann links weg, dann haben wir den 4-Wheel-Drive noch mal gequert, später sind wir nochmal ein Stück auf ihm gegangen. Kurz nachdem wir ihn wieder verlassen, überholen wir das andere Pärchen, sie sieht ziemlich blass aus. Wir fragen, ob alles ok ist, und sie bejahen, also gehen wir weiter. Auch die beiden drehen um, denn wir sehen sie nicht wieder, und zur Mauna Loa Cabin (am anderen Kraterrand, gegenüber vom Gipfel) sind sie sicher nicht gegangen, dafür hatten sie nicht genug Gepäck. Die Cabin liegt auch auf knapp 4000m. Wir machen nochmal eine Pause, tauschen Rucksack (auch für meinen Mann ist es sehr willkommen, den Rucksack wieder abzugeben), und queren den 4-Wheel-Drive ein letztes mal. Der Weg führt hier über festen Sand, gut zu gehen, und die Landschaft ist wunderschön. Es glitzert und glänzt überall, wir denken dauernd der Boden sei nass, aber wenn wir die Steine berühren ist alles staubtrocken. Und die Lavasteine sind so leicht!

Außerdem gibt es hier neben schwarzen Steinen und coolen Lavaformationen auch rote, gelbe und lila Felsen. Manche sehen fast golden aus. Trotz der Höhe können wir den Anblick genießen. Wir versuchen viel zu trinken, Rucksack zu wechseln und Pausen zu machen. Mir ist leicht schwindlig, aber sonst ist alles gut. Wir können es nicht fassen, dass wir so weit kommen! Und das Wetter ist so gut! Wir hatten die ganze Zeit Sonne, konnten den Mauna Kea von Weitem bestaunen und kalt ist es auch nicht. Nach einer Weile haben wir den nächsten Wegpunkt erreicht, den Kraterrand. Der Blick in den Krater ist fantastisch, der Krater ist riesig, und alles ist schwarz. Wir machen kurz Pause und freuen uns. Und wir machen und Sorgen, denn wir sind jetzt auf 3980m, und der Autor unseres Wanderführers sagt, die letzten vier Kilometer werden haarig, und außerdem kommt man langsam voran. Wir sind sowieso schon so langsam (absichtlich), dass wir unser Tempo beibehalten können, allerdings merken wir schon, dass der Wanderführer recht hat. Ab 4000m wird es anstrengend. Und außerdem bekomme ich leicht Kopfweh. Auch mein Mann merkt, dass die Luft dünn wird, und wir machen nochmal eine längere Pause. Danach fühlen wir uns bereit, den letzten Teil in Angriff zu nehmen. Das Wetter ist noch immer gut, aber es ziehen langsam Wolken auf. Wir laufen am Kraterrand entlang, dann ein Stück weg, dann ist unser nächster Wegpunkt, wieder auf den Kraterrand zu treffen. Wir gehen an einer kleinen Messstation vorbei, die nicht in der Karte verzeichnet ist. Es ist anstrengend, aber wenig später stehen wir auf dem Gipfel.

Ja wir sind am Gipfel!

Das heißt wir stehen am höchsten Punkt des Kraterrandes, und können nicht fassen, dass wir tatsächlich hier oben sind! Und dass die Aussicht einfach nur der Hammer ist! Der Kraterrand ist eine Lava-Felswand, die in rot und gelb glitzert, ich mache hunderte Fotos. Wir schreiben uns ins Gipfelbuch, und freuen uns unglaublich. Wir sind echt am Gipfel! Nach 4h50min. Und uns geht es eigentlich ganz gut. Aber trotzdem bleiben wir nur eine Viertelstunde, und planen beim Absteigen nochmal einige Pausen ein. Man muss sein Glück ja nicht herausfordern, und 4169m sind einfach hoch. Außerdem wird das Wetter schlechter. Zuerst trage ich den Rucksack, aber auf halbem Weg zur Kreuzung am Kraterrand (Summit Trail – Cabin Trail – Tal) wird mir schlecht. Und das Kopfweh nimmt zu. Wäre das am Aufstieg passiert, wären wir ganz sicher umgedreht, so machen wir eine Pause, ich gebe den Rucksack ab, und wir gehen dann langsam weiter. Leider wird das Wetter schlechter, es graupelt ein bisschen (nicht schlimm, wirklich kalt ist es auch nicht), und leider donnert es in einiger Entfernung. Also gehen wir doch wieder schneller und schauen, dass wir Land gewinnen. Auf so einem Lavafeld ist man halt doch recht schnell der höchste Punkt. Zum Glück kommt das Gewitter nicht näher. Dafür wird mein Kopfweh stärker. Dadurch dass der Weg so gut ist, kommen wir schnell voran. Immer mal wieder scheint das Gewitter weg zu sein, wir trauen uns eine Pause zu machen. Dann treffen wir auf ein Pärchen, das aufsteigt – aber sie erzählen uns sie gehen nur zum Kraterrand. Trotzdem würde ich das nicht machen, wenn es so gewittrig aussieht… Als wir Pause machen donnert es doch wieder und wir brechen auf. Und beeilen uns. Dann fängt es an zu graupeln und je tiefer wir kommen, desto mehr Regen ist dabei. Wir sind froh als wir nach 3h15min am Auto sind. Hier hat es 6°C und am Parkplatz sind lauter Asiaten. Wir rätseln was die wohl hier wollen? Sterne anschauen sicher nicht bei dem Wetter… Wir werden es nie herausfinden, denn wir fahren recht schnell Richtung Hilo zurück. Mein Kopfweh ist nicht angenehm, mein Mann hat jetzt auch Kopfweh und mir wird auf der Fahrt wieder schlecht. Nicht so gut. Das war die Höhe, besonders gesund ist das nicht gewesen, aber wir waren oben! Und wir konnten es genießen! Im Auto versuchen wir unseren Flüssigkeitshaushalt wieder in Balance zu bringen, denn obwohl wir uns echt bemüht haben, haben wir viel zu wenig getrunken. Wir bleiben am Pizza Hut stehen und kaufen eine fette Pizza, von der aber nur mein Mann was isst, ich habe keinen Appetit, genieße aber noch eine Dusche und freue mich aufs Bett. Es war ein langer Tag. Aber ein schöner! Und wir sind schon ein bisschen stolz auf uns.

Alle Infos zur Tour auf den Mauna Loa

Die von mir beschriebene Tour ist diejenige auf dem Mauna Loa Observatory Trail und dem Mauna Loa Summit Trail. Ich möchte hier allgemeine Hinweise für deine Planung geben, übernehme aber natürlich keinerlei Verantwortung – Bergsteigen birgt immer ein Risiko, also bitte sei vorsichtig.

Startpunkt: kleiner Parkplatz am Mauna Loa Observatory auf 3360m – hierhin führt eine Straße von der Saddle Road. Am kürzesten ist die Anfahrt aus Hilo.

Anforderungen: ca. 770hm und 6 Meilen (10km) einfach. Es geht langsam und beständig bergauf, nie besonders steil, nur einmal relativ eben kurz nach der Cabin Trail – Summit Trail Kreuzung am Kraterrand entlang. Die Strecke ist wie folgt aufgeteilt: 3,8 Meilen vom Parkplatz zum Kraterrand / Cabin Trail – Summit Trail – Kreuzung, 2,2 Meilen von der Kreuzung zum Gipfel. Der Weg ist sehr gut mit Steinmännchen und gelben Punkten markiert, trotzdem glaube ich nicht, dass man ihn bei Nebel findet – unbedingt GPS mitnehmen.

Die Höhe: Für das Bergsteigen in dieser Höhe sollte man sich eigentlich adäquat akklimatisieren. Wer, wie ich, nicht die Zeit für den 4-Tages-Trail aufbringen kann oder möchte, der kann folgende Strategien versuchen:

  • Big Island als erste Insel besuchen, und sich zu Hause zumindest schon mal ein bisschen vorbereiten (z.B. auf einer höher gelegenen Hütte übernachten)
  • Die Tage vor der Tour dazu nutzen, auf dem Mauna Kea die Sterne anzusehen oder/ und auf 3970m zum Lake Wainau gehen (wenn die Straße wieder geöffnet ist)
  • Die Tage vorher im Volcanoes National Park zu wandern und evtl. in Volcano zu übernachten
  • eventuell auf 3600m zu biwakieren, allerdings ist das eigentlich auch schon ziemlich hoch und kann nach hinten los gehen.  Eigentlich sagt man ja “climb high sleep down”. Trotzdem stelle ich es mir fantastisch vor dort zu übernachten, der Sternenhimmel muss gigantisch sein.
  • außerdem ganz viel trinken, ganz langsam gehen, genug essen und viele Pausen machen

Die Alternative: Wer viel Zeit mitbringt, der kann in vier bis fünf Tagen auf den Mauna Loa und zurück wandern – was natürlich viel besser für die Akklimatisierung ist. Trailhead dieser Tour ist der Mauna Loa Lookout (2029m) am Ende der Mauna Loa Road bei Volcano. Am ersten Tag wandert man 11,1km bis zur Red Hill Cabin auf 3065m. Am zweiten Tag geht’s 17,4 km und 988hm zum Mauna Loa Cabin, die am Kraterrand auf auf ca. 4048m liegt. Der dritte Tag ist für den Gipfel reserviert – das sind dann hin und zurück je 7,7km und 220hm. Man kann dann entweder nochmal am Mauna Loa Cabin übernachten, oder noch runter gehen zur Red Hill Cabin, und am nächsten Tag von dort zurück zum Trailhead. Für die Übernachtung in den Hütten braucht man ein Backcountry Permit, das man erst eine Woche vorher persönlich im Backcountry Office des Volcano National Parks erwerben kann.

Ausrüstung:

Warme Klamotten (auch wenn man es in Hilo noch nicht ganz glauben kann, dass es oben tatsächlich unter Null Grad haben kann…), nicht allzu neue Wanderschuhe (Vulkangestein ist sehr rau und macht Schuhe leicht kaputt), mehr zu trinken als sonst, Sonnenschutz.