Von der Casati-Hütte auf den Monte Cevedale – ein Hochtourenwochenende

Von der Casati-Hütte auf den Monte Cevedale – ein Hochtourenwochenende

25. Oktober 2020 0 Von Apollonia

Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung in Form von Marken- und Produktnennungen, sowie Links.

Der Monte Cevedale klingt nicht nur schön, er ist es auch. Zumindest wenn man ihn bei so perfektem Wetter wie wir es an unserem Wochenende hatten besteigt! Die Tour war lange geplant, Anfang des Jahres schon musste man sich anmelden, um dabei sein zu können. Es war nämlich diesmal eine geführte Tour bei der ich dabei war, vom Alpenverein in meiner Heimatstadt. Ich bin öfter mit dem DAV unterwegs, und es ist jedes mal wieder schön. Aber von Anfang an…

Die Anfahrt nach Sulden im Vinschgau

Wir treffen uns am Freitag um sechs Uhr früh am Parkplatz an dem wir uns immer treffen. Im Sommer kann ich dort hin radeln (mit Skiern im Winter ist mir das immer zu viel Zeug…), und weil ich natürlich wieder recht knapp dran bin, muss ich sehr schnell radeln, und komme schon jetzt ins Schwitzen. Als ich ankomme, ist außer mir erst eine Person da, meine Mum, auch mit dem Fahrrad. Hätte ich mich ja gar nicht so beeilen brauchen. Die anderen kommen aber alle in den nächsten paar Minuten, und nachdem wir den Bus eingeräumt haben, fahren wir pünktlich um 6:15 Uhr los. Wir sind, inklusive unserer Tourenleiterin, 11 Leute. Neun fahren bei uns im Bus mit, zwei kommen direkt aus dem Urlaub hin, die treffen wir an der Talstation der Gletscherbahn in Sulden. Die Fahrt dauert recht lang, zum Glück ohne Stau, aber es ist halt doch eine ganz schöne Strecke. Im Bus ist es allerdings zeimlich gemütlich, und so kommen wir entspannt in Sulden an. Wir treffen auf den Rest unserer Gruppe – ein zweiter Tourenleiter ist noch dabei, denn für eine Seilschaft sind wir zu viele.

Wir packen unser Zeug um, kramen noch ein bisschen herum, ziehen uns um, essen noch mal was, und dann fahren wir mit der Bahn nach oben. Natürlich nicht, weil wir so faul sind 🙂 Es ist schon relativ spät, wir wollen vor dem Betreten des Gletschers noch einmal ganz kurz wiederholen, was im Falle einer Spaltenbergung zu tun ist. Außerdem ist es auch sehr warm, und wir wollen einfach nicht erst am Nachmittag mit dem Aufstieg beginnen. Ach ja – und es sollte auch eine schöne entspannte „Wellnesstour“ werden. O-Ton unsere Tourenleiterin. Also Bahn. Von dort ist es eine halbe Stunde bis zum Gletschereinstieg. Mit unseren großen Rucksäcken und der ganzen Gletscherausrüstung fallen wir zwischen den Stöckelschuhtouristen ein bisschen auf. Die Bergstation der Bahn ist furchtbar hässlich, wie Skigebiete im Sommer eben sind, und ich kann nicht nachvollziehen, warum man mit der Bahn hier hoch fahren mag, um ein bisschen spazieren zu gehen…

Aufstieg über den Suldenferner

Am Gletscher angekommen ziehen wir uns unsere Gurte und Steigeisen an, und ein Freiwilliger erbarmt sich, der uns die Spaltenbergung im Mannschaftszug zeigen soll. Die Auffrischung tut uns ganz gut. Die Tourenleiterin ist mit der Präsentation der Rettungsaktion mäßig zufrieden, aber wir dürfen trotzdem loslaufen. Es ist nicht weit hoch, nur ca. 700hm, aber es ist wirklich sehr warm, und zum Teil echt steil. Einer von uns hat Probleme mit der Höhe (wir beginnen ca. auf 2600m), deshalb gehen wir sehr langsam. So hat man zumindest Zeit sich die Landschaft anzusehen, und mit zunehmender Höhe stellt sich bei mir das Berg-Urlaubs-Gefühl ein.

Der erste Gipfel und die Casati-Hütte

Wir erreichen das Joch, und von dort sind es nur noch ein paar Meter bis zu unserem ersten Gipfel des Wochenendes, der Suldenspitze (3376m). Es ist wunderschön warm und gemütlich am Gipfel, wir machen eine schöne Pause und genießen die Blicke auf Ortler und Königsspitze. Und natürlich auf den Monte Cevedale, unser Ziel für morgen! Ein Teilnehmer hat die Nacht schlecht geschlafen und schläft in der Gipfelsonne ein. Wir lassen ihn nicht da, sondern wecken ihn auf, und steigen dann gemeinsam ab zur Casati-Hütte. Die Hütte hat einen sehr schönen Namen, wie ich finde, aber das ist leider auch schon alles, was an ihr schön ist… Es ist eine uralte Hütte, die eine Renovierung dringend braucht (der Riss in der Außenwand sieht z.B. nicht sehr vertrauenerweckend aus, und auch die Terrasse ist zum Teil gesperrt, weil baufällig.) Die Hütte ist leider die ungemütlichste Hütte auf der ich bisher war. Zusätzlich ist sie auch noch richtig teuer. Die Betten sind ziemlich schlecht und ich bin so froh um meinen Schlafsack. Wenn man sich extra einen Fleecepulli  anzieht, damit man in der Nacht nicht aus Versehen auf die Idee kommt die Decke hochzuziehen, sagt das schon einiges aus…

Nachmittagsprogramm: Spaltenbergung

Leider ist die Terrasse nicht bestuhlt, also machen wir es uns zuerst auf dem Boden gemütlich, und üben später super motiviert die Spaltenbergung ohne Mannschaftszug. Bei den meisten von uns ist der Hochtourenkurs schon ein paar Jährchen her, und da man die Spaltenbergung ja (zum Glück) nie braucht, ist die Wiederholung wirklich sehr sinnvoll. Wir üben, bis jeder mal dran war, und alle wieder wissen, was zu tun ist. Trotz der ernsten Lage (ist schon ein bisschen erschreckend, was man alles vergessen hat), haben wir unseren Spaß bei der Sache. Das Abendessen auf der Casati-Hütte ist leider denkbar schlecht. Zumindest das vegetarische, es ist wirklich lieblos gemacht und nicht gerade üppig. Aber man wählt seine Hüttenübernachtungen ja schließlich nach Lage aus, und nicht nach Komfort…

Auf den Monte Cevedale und die Zufallspitze

Und die Lage ist eins A! Wir haben alle besser geschlafen als wir aufgrund der Höhe (3254m) und der Betten vermutet hatten, und treffen uns am nächsten Morgen fast pünktlich um halb acht zum Abmarsch. Besonders weit ist es nicht, auf den Monte Cevedale (3769m), und es geht relativ angenehm und wenig steil den Gletscher hinauf zum Grat. Wir sind wieder sehr gemütlich unterwegs, was wegen der Höhe auch gut ist, und einfach super entspannt. Und das Wetter ist genial, keine Wolke am Himmel. Der Grat sieht ziemlich cool aus, vor allem auch Richtung Zufallspitze rüber. Aber die muss erst einmal warten, zuerst geht es auf den Cevedale. Am Grat und am Gipfel ist es dann auf einmal nicht mehr ganz so warm, weil recht windig, und wir packen unsere dicken Jacken aus. Trotzdem können wir eine ausgiebige Gipfelrast machen, denn unser Co-Tourenleiter findet ein tolles geschütztes Plätzchen für uns, ein bisschen unterhalb des Gipfels. Die Aussicht vom Monte Cevedale ist der Wahnsinn, man sieht rüber in die Schweiz mit ihren hohen, vergletscherten Bergen, und auch die Berge in direkter Nachbarschaft sind definitiv nicht zu verachten. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, und das obwohl alle von uns schon öfter auf hohen Bergen waren. Trotzdem ist es immer wieder was Besonderes, zumal das Wetter ja auch noch perfekte Bedingungen beschert. Nach einer entspannten Gipfelrast in der Sonne, geht es für uns weiter auf die Zufallspitze, die mit ihren 3757m fast genau so hoch ist wie der Monte Cevedale. Man erreicht sie aber relativ schnell und einfach über den Grat, der die beiden Gipfel verbindet, nur einmal muss man ein bisschen seitlich nach unten und wieder rauf. Das Schöne daran, beide Gipfel zu machen, ist dass man jeweils einen super tollen Blick auf den anderen Gipfel hat. Der Ausblick lohnt sich dann auch noch mal wirklich, und – Wellnesstour und so – wir legen nochmal eine kleine Rast in der Sonne ein. Auf dem Weg bergab ist es dann doch schon ziemlich warm. Trotzdem beschließen wir in unserer Seilschaft einstimmig, den Cima Tre Cannoni (3276m) noch mitzunehmen auf dem Weg nach unten. Was sich definitiv auch noch lohnt, denn die Blicke auf Ortler, Königsspitze und Zebru sind einmalig. Die Geschichte, sprich die Geschehnisse im ersten Weltkrieg hier auf dem Tre Cannoni, finde ich persönlich weniger schön und interessant. Am Nachmittag kommen wir auf der Casati Hütte an, und vermissen wieder eine schöne Terrasse. Meine Mum und ich, beschließen deshalb nochmal auf die Suldenspitze zu gehen, und dort ein bisschen den späten Nachmittag zu genießen. Das macht dann vier Gipfel an einem Tag, so was macht man sonst eher in den Voralpen. Da sind die Gipfel dann aber nicht so hoch… Schon irgendwie cool.

Der Abstieg über die Eisseespitze

Am letzten Tag gibt es ein kleines Chaos beim Zahlen, denn wir dürfen nicht separat bezahlen, sondern bekommen je eine Rechnung pro Zimmer. Kein gutes System, aber wir kriegen es hin. Dann steigen wir über den Gletscher ab, und gehen noch mal wenige Höhenmeter nach oben auf die Eisseespitze (3230m), die ihren Namen einem Eissee verdankt, den es wohl schon länger nicht mehr gibt. Macht aber nichts, denn der Ausblick auf den Monte Cevedale und die Dreiergruppe um den Ortler entschädigen sowieso für alles. Der Abstieg ist dann eine kleine Kletterei, die uns gut gefällt. Mal zur Abwechslung Felsen unter den Füßen, Gletscher hatten wir an dem Wochenende wahrlich genug. Trotz der furchtbaren Hütte, war die Tour aber wunderschön, und entspannt. Eine Wellnesstour eben 🙂

Morenstimmung auf der Casati-Hütte: Der Blick Richtung Tal

Blick ins Tal von der Casati-Hütte