Eine Kanutour auf der Altmühl
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Mal wieder ganz entspannt einen Fluss runter paddeln, am Abend gemütlich im Zelt übernachten, und am nächsten Tag weiter schippern – das stand schon sehr lange auf meiner Bucketlist. Vor vielen Jahren hab ich in einem mini-Artikel in einer Outdoor-Zeitschrift gelesen, dass sich die Altmühl gut dazu eignet, und seitdem stand die Paddeltour auf der Altmühl dann auf “der Liste”. Ich habe die Idee mindestens 10 Jahre mit mir herum getragen, es hat sich aber nie ergeben, sie umzusetzen. Zwischendurch war ich in Neuseeland Kanufahren, auf dem Whanganui River, was ein wirklich tolles Erlebnis war. Nicht zuletzt, weil es am zweiten Tag von dreien sehr stark geregnet hat, und auch die ganze Nacht hindurch. Dadurch stieg der Flusspegel um mehrere Meter, wodurch erstens unsere Kanus ca. 1m unter Wasser angebunden waren (hieß tauchen zum losbinden, der Arm war zu kurz) und die Fahrt auch viiiiel schneller ging am ditten Tag. Das war alles recht abenteuerlich, aber eigentlich habe ich die Whanganui River Journey, wie sie heißt, in sehr guter und vor allem sehr entspannter Erinnerung. Ich wollte das unbedingt nochmal irgendwann machen. Und was soll ich sagen, die Altmühl eignet sich wirklich perfekt. Die Infrastruktur ist da, das heißt es gibt Kanuverleihe und Zeltplätze, man kommt gut hin und zurück, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, und trotz alledem ist es ein schönes Naturerlebnis. Wir haben so viele Tiere gesehen, und außer hin und wieder einem Dorf oder einer Straße, hat man den ganzen Tag nur Bäume, Fluss und Gebüsch um sich herum.
Inhaltsverzeichnis
Die Kanutour startet in Eichstätt
Wir treffen uns am Freitag Nachmittag zu viert am Hauptbahnhof in München, und fahren gemeinsam Richtung Altmühltal. Das Wochenende beginnt schon entspannt, die Bahn ist recht leer, und weil wir vier uns nicht allzu oft sehen, sind wir die ganze Zugfahrt über am reden. In Eichstätt steigen wir aus. Es ist ziemlich warm, und wir haben relativ viel Gepäck. Wir haben nicht so sehr gespart am Gepäck, trägt ja das Kanu. Tja, also erst einmal tragen wir, und zwar ca. eine halbe Stunde flussabwärts zum Campingplatz. Wir lassen uns auch hier Zeit, genießen die Blicke auf die Eichstätter Altstadt, und den Fluss, und schauen Jugendlichen beim Feiern zu. Heute ist Ferienbeginn in Bayern. Der Campingplatz ist sehr schön am Fluss gelegen, und wir finden noch ein schönes Plätzchen für unsere Zelte. Sie sind schnell aufgebaut, und weil wir Hunger haben, und zuhause schon beschlossen hatten, wir gehen am ersten Abend irgendwo in den Biergarten, laufen wir zurück nach Eichstätt. Ohne Gepäck geht das deutlich schneller und müheloser. Wir finden ein Restaurant, das vielversprechend aussieht, und sich auch als wirklich gut entpuppt, und können schön im Biergarten sitzen. Danach ziehen wir weiter in eine Studentenkneipe – eigentlich ein Biergarten im Innenhof eines Pfarrheims. Die Eichstätter Uni ist eine Katholische Hochschule. Man sitzt in dem Biergarten wirklich total schön, und wir bleiben, bis es längst dunkel ist. Genießen den Anfang eines Wochenendes, das sich stark nach Urlaub anfühlt…
Mit dem Kanu von Eichstätt nach Kipfenberg
Am nächsten Tag in der Früh scheint die Sonne, und wir treffen uns um neun zum Frühstück. Den Brötchenservice haben wir leider verpasst, aber zum Glück gibt es in der Nähe einen Supermarkt, und ein Mitglied unserer Vierergruppe erbarmt sich freiwillig, während die anderen duschen gehen. Um zehn Uhr soll der Kanu-Verleiher kommen, uns eine Einweisung geben, und dann wollen wir lospaddeln. Heute nur bis Gungolding, das sind 5h reine Fahrtzeit laut Plan, deswegen sind wir auch nicht in Eile, und wollen unsere Zelte erst nach der Einweisung abbauen. Um zehn kommt der Kanu-Verleiher nicht. Um kurz nach zehn rufen wir an, und er erzählt, dass er um neun schon da war, weil wir aber nicht da waren, hat er die Kanus mal am Info-Häuschen abgestellt. Weil zumindest ein paar von uns schon mal gepaddelt sind, macht er sich keine Sorgen, und meint, wir sollen die Kanus einfach nehmen, und losfahren, das klappt schon. Ach ja, aber in Gungolding sei der Campingplatz wegen Corona geschlossen, wir müssten noch zwei Stunden länger fahren bis zum nächsten Campingplatz in Kipfenberg… Der Platz in Gungolding sei gestern von der Polizei geräumt worden, weil Studenten aus Ingolstadt Party gefeiert hätten. Bis dahin hätte man wohl die Bootsfahrer geduldet, obwohl der Platz eigentlich schon die ganze Zeit zu war. Wir haben uns dann doch ein bisschen beeilt, am Ende sind wir um halb zwölf los gepaddelt.
Die Altmühl ist ein sehr ruhiger und behäbiger Fluss, nicht besonders breit, auch nicht besonders tief, jedenfalls nicht zwischen Eichstätt und Kipfenberg. Man sieht den Boden zwar nicht, aber mit dem Paddel spürt man ihn manchmal, und wenn man nicht aufpasst, schrammt der Boden vom Boot an einigen Stellen am Grund entlang. Mit einem Schlauchboot wäre das evt. ein Problem, dem Kanu macht das aber nichts aus. Es ist total idyllisch. Links und rechts Bäume und Gebüsch, über uns blauer Himmel mit weißen Wolken, und um uns herum ganz viele Entenfamilien und Insekten. Vor allem die vielen Libellen sind so schön! Die meisten sind blau, und wir bewundern sie während sie um uns herum fliegen, am Ufer auf Pflanzen sitzen, oder – seltener – auf unserem Boot oder sogar unseren Beinen. Später sehen wir dann auch öfter kleine Otter. Die sind sehr süß, aber auch sehr schnell verschwunden, wenn wir kommen. Nach einer Weile gemütlichen Paddelns, beschließen wir lieber jetzt ein bisschen Strecke zu machen, anstatt später im Stress zu sein. Bis zum Wehr in Walching, an dem wir umtragen müssen, paddeln wir ziemlich viel. Das Umtragen macht nicht so viel Spaß, aber es dauert zum Glück nicht so lang. Viele der Tagestouren die in Eichstätt beginnen, scheinen hier zu enden. Wir sehen danach immer weniger andere Boote. Nach dem Wehr paddeln wir weiter, allerdings lässt die Motivation mitlerweile deutlich nach. Außerdem geht uns das Trinkwasser aus, und wir beschließen in Gungolding – am gesperrten Bootsrastplatz – Pause zu machen, und hoffen, dass wir dort unsere Flaschen auffüllen können. Die Pause tut uns sehr gut, wir finden bei einem Eis (es gibt sogar veganes Eis!) und einem Kaffee zurück in den Urlaubsmodus. Das Eis und den Kaffee kaufen wir in einem Indianer-Tipi-Lager neben dem Bootsrastplatz. Es ist sehr liebevoll aufgebaut, und der Besitzer bewirtet uns super freundlich. Unsere Wasserflaschen dürfen wir auch auffüllen. Wir bleiben eine gute Weile, und machen uns um fünf wieder auf den Weg zu unseren Booten. Aufgrund der Zeit, die wir bis hier gebraucht haben, und der Aussage des Kanu-Verleihers, gehen wir davon aus, dass wir ab Gungolding noch zwei Stunden brauchen. Deshalb hören wir auf so viel zu paddeln, lassen uns treiben, legen uns abwechselnd in die Sonne und sind glücklich. In der Abendsonne auf dem Fluss ist es aber auch wirklich schön.
Übernachtung in Kipfenberg
Leider kann man am Campingplatz in Kipfenberg kein Feuerholz kaufen, deswegen können wir kein Lagerfeuer an der perfekt neben unseren Zelten gelegenen Lagerfeuerstelle machen. Während wir aber noch unser Abendessen im Picknick-Stil am Boden genießen, werden wir von unseren Zeltnachbarn gefragt, ob es ok wäre, wenn sie ein kleines Lagerfeuer für die Kinder machen würden…? So kommen wir dann doch noch zu unserem Lagerfeuer.
Am Sonntag Früh regnet es, und unser Wetterbericht sagt an, dass es bis mindestens 11 Uhr so bleibt, und ab da nur geringfügig besser wird. Also frühstücken wir im Zelt, bauen dann unsere Zelte im Regen ab, und verpacken unser ganzes Zeug regendicht. Mit den Packsäcken und Tonnen vom Kanuverleih ist das sowieso kein Problem. Als wir fertig sind, regnet es schon fast nicht mehr, und zurück auf dem Fluss sieht das Wetter auf einmal doch ganz gut aus. Nach ein paar Metern auf dem Wasser müssen wir nochmal am nächsten Ausstieg raus, und bei unserem Kanuverleih zahlen. Die Frau dort ist super nett, und bietet uns an, uns später vom Ausstieg in Kinding bis zum Bahnhof zu fahren. Das Angebot nehmen wir sehr gerne an. Wir haben nur 1,5h vor uns bis zum Ausstieg in Kinding, und paddeln deswegen fast gar nicht. Das Wetter wird – völlig entgegen den Prognosen – richtig gut, sonnig und warm. Wir sehen wieder Libellen und Otter, und viele Entenfamilien. Die anderthalb Stunden kommen uns sehr kurz vor, und die Tour ist irgendwie schneller vorbei als wir dachten.
Die Rückfahrt zum Zug und dann mit dem Zug nach Hause klappt prima, und wir sind zwar alle ziemlich müde und erschlagen, aber auch ziemlich erholt. Wir beschließen jetzt schon, dass wir das unbedingt mal wiederholen müssen, vielleicht dann auch ein bisschen länger.
Alle Infos zur Kanutour auf der Altmühl
Kanu-Verleiher gibt es viele im Altmühltal – wir haben uns für Kanuuh entschieden, und waren damit sehr zufrieden. Wir durften direkt am Campingplatz in Eichstätt lospaddeln, obwohl in der von uns gebuchten Tour eine andere Einstiegsstelle in Eichstätt geplant war. Alles lief total enstpannt und stressfrei ab, die Boote wurden uns gebracht, und am Ausstieg in Kinding abgeholt. Dazu mussten wir nur kurz anrufen. Die Boote waren groß genug für je zwei Personen mit Gepäck. Pro Kanu gab es zwei wasserdichte Tonnen (zu klein um Rucksäcke oder Zeltgestänge drin zu verstauen) und zusammen einen großen wasserdichten Packsack, in dem zwei mittelgroße Rucksäcke Platz hatten. Dann haben wir noch laminierte Flusskarten, auf denen alle Ausstiegsmöglichkeiten markiert waren, bekommen, und einen Schwamm und Paddel.
Neben Essen und ausreichend Getränken, sind Sonnencreme, Anti-Mückenmittel und Kopfbedeckung die wichtigesten Dinge, die man nicht vergessen darf. Ob man dann zeltet, so wie wir (am Zeltplatz Eichstätt und am Bootsrastplatz Gungolding oder am Campingplatz in Kipfenberg) oder in anderen Unterkünften übernachtet, kann man je nach Präferenz entscheiden. Wir sind an ein paar Privathäusern direkt am Fluss vorbei gefahren, die Zimmer vermieten, das stelle ich mir auch ganz schön vor.
Unser Plan war, von Eichstätt nach Gungolding zu paddeln (ca. 5h) und am nächsten Tag von Gungolding nach Kinding (ca. 3,5h). Weil der Bootsrastplatz in Gungolding geschlossen war, sind wir allerdings von Eichstätt nach Kipfenberg (ca. 7h) und von Kipfenberg weiter nach Kinding (ca. 1,5h) gefahren.
Die Altmühl fließt langsam und hat keine gefährlichen Stromschnellen oder ähnliches. Die Kanutour ist damit auch für Anfänger und Familien bestens geeignet.
An- und Abreise funktioniert wunderbar mit der Bahn: z.B. vom München Haupfbahnhof nach Eichstätt, und von Kinding nach München Hauptbahnhof zurück, jeweils über Ingolstadt. Vom Bahnhof Eichstätt Stadt bis zum Campingplatz läuft man 20-30 min, vom Ausstieg in Kinding bis zum Bahnhof auch ca. 20-30 min.
Wer mit dem Auto anreist, der kommt nach der Kanutour mit dem Freizeitbus wieder zurück zu seinem Parkplatz.