Der Kalalau Trail: Eine Küstenwanderung auf Hawaii

Der Kalalau Trail: Eine Küstenwanderung auf Hawaii

13. Dezember 2019 5 Von Apollonia

Der Kalalau Trail auf Kauai, Hawaii

Der Kalalau Trail hat den schmeichelhaften Ruf, der schönste Wanderweg Hawaiis zu sein. Er befindet sich auf der Insel Kauai, und führt entlang der wunderschönen Napali Küste, einer so typisch hawaiianischen Steilküste, dass man ihre Schönheit und Wildheit fast nicht fassen kann. Die Napali Küste ist nur per Hubschrauber und Boot zugänglich, und natürlich auf dem Kalalau Trail zu Fuß. Es ist verboten, mit einem Boot am Kalalau Beach anzulegen, und somit ist die einzig legale Möglichkeit an diesem Strand zu übernachten, vorher die 11 Meilen des Trails zu gehen. Und es lohnt sich wirklich. Der zweitägige Trail wird gemeinhin als schwierig eingestuft, und man braucht auch ein bisschen Kondition um die Sache genießen zu können, aber auch ich kann bestätigen, dass es der schönste Wanderweg ist, den ich auf Hawaii gegangen bin.

Mein Abenteuer auf dem Kalalau Trail

Wir haben unseren Wecker auf halb sieben gestellt, sodass wir um acht Uhr los kommen – und als wir aufstehen wollen regnet es. Eigentlich regnet es nicht, sondern schüttet ziemlich – denken wir zumindest, denn draußen ist es noch dunkel, also sehen tun wir es nicht. Das kann doch nicht sein! Gestern war noch der regenreichste Punkt der Erde in der Sonne (das hatten wir im Waimea Canyon beobachten können), und wenn wir wandern und zelten gehen wollen, dann schüttet es so? Als wir aus unserem Hotel ausgecheckt sind, und unser Gepäck im dort im Gepäckraum gelassen haben, fahren wir die 40min zum Beginn des Kalalau Trails. Im Auto machen wir Witze über unser Glück beim Wandern an schönen Küsten. Wir denken da besonders an eine Zelttour im Abel Tasman National Park in Neuseeland, bei dem es drei Tage nur geregnet hat… So soll es aber diesmal nicht werden! Wir sind guten Mutes.

Am Parkplatz des Trailhead zeigen wir unser Permit, und bekommen gesagt, man dürfe hier nicht über Nacht parken, und wir sollten etwa eine Meile zurück zur nächsten Bucht fahren und dort parken. Unser Gepäck dürfen wir wenigstens in dem kleinen Häuschen der Parkplatzwache lassen. Also fahren wir zurück und parken am Straßenrand an besagter Bucht. Immer noch sehr guten Mutes, der Regen hat nachgelassen und ist jetzt nur noch ganz leichter Nieselregen. Als wir loslaufen, kommen wir uns ein wenig komisch vor in Regenjacken und Badeshorts. Ja – ich hätte auch niemals gedacht, dass ich mal in Badeshorts wandern werde, aber nach ein paar Tagen auf diversen Wanderungen auf Hawaii habe ich mir welche gekauft. Hier gibt es anscheinend nur zwei Möglichkeiten, sich beim Wandern richtig zu kleiden als Frau – Badeshorts oder lange Leggings. Dann doch die Short – ich bin froh, dass ich umgestiegen bin. Mein Mann wandert übrigens auch in Badehose. Es ist ja auch so warm, dass man so schwitzt, dass so eine Badehose irgendwie das einzig Richtige ist. Die klebt wenigstens nicht am Körper und trocknet auch schnell wieder. Also wir – in Badeshorts und Regenjacken, laufen ein Stück, versuchen parallel zu trampen, es klappt glücklicherweise sofort, und wir fahren zu unserem Gepäck.

Um kurz nach neun laufen wir am Trailhead los. Außer uns sind noch einige andere Wanderer unterwegs, die aber alle kein schweres Gepäck haben, und wohl nur bis zur ersten Bucht laufen. Nach dem ersten Anstieg ziehen wir unsere Regenjacken aus, und wissen schon bald nicht mehr ob das ganze Wasser von oben (Regen) oder uns selbst (Schweiß…) kommt. Der Weg ist zwar etwas matschig, aber recht breit, und gut gepflegt, sodass wir die ersten beiden Meilen relativ schnell hinter uns haben. Der Regen hat bis dahin auch aufgehört, und ab da wird das Wetter immer besser, bis irgendwann sogar die Sonne raus kommt. Nach den ersten zwei Meilen, also an der ersten Bucht, müssen wir einem Guard unser Permit zeigen, und bekommen eine kurze Info-Rede: Nach vier weiteren Meilen hätten wir ca. die Hälfte geschafft, dort sei ein Campingplatz mit Toiletten, an dem wir bleiben dürfen wenn nötig. Ab dort wird es steiler und abschüssiger. Am Kalalau Beach dürfen wir ein kleines Feuer machen, wenn wir möchten, Müll verbrennen und den Rest sollen wir wieder mitbringen. Falls wir Eingeborene sehen, die nackt herum laufen, sollen wir uns nicht wundern oder angegriffen fühlen. Viel Spaß. Ok – wir bedanken uns brav, und überqueren unseren ersten Fluss für heute. Danach wird der Weg schmaler, zugewachsener, und extrem matschig.

Und es geht natürlich wieder bergauf. Der ganze Trail hat angeblich 1300hm, und das kommt uns gar nicht so unwahrscheinlich vor – es geht ständig bergauf, bergab, bergauf … Nach jeder Meile gibt es einen Milemarker, der uns sagt, wie weit wir schon gekommen sind. Wir kommen nicht mehr so schnell vorwärts. Trotzdem überholen wir eine Gruppe von 5 Männern. Es ist heiß, wir schwitzen, dass uns das Wasser in Bächen herunter läuft, und sind froh als wir nach ca. 5,5 Meilen den perfekten Brotzeitplatz finden. Schöne Steine zum Sitzen – sonst ist überall nur Regenwald, der ist zwar wunderschön zum Anschauen, aber hinsetzen kann man sich wegen Masch/kein Platz/ tausenden Ameisen/ Mosquitos/… nirgends gut.  Unsere Brotzeitstelle ist an einer offenen Stelle im leichten Wind (eine Wohltat!) mit super Aussicht (!). Dort machen wir erst mal Pause, und werden ein paar mal um diese Stelle beneidet – hier an der Hälfte des Trails treffen wir auf die meisten entgegenkommenden Wanderer. Klingt nach mehr als es waren, ich schätze es waren so 8 Leute insgesamt. Die Männergruppe überholt uns wieder zurück, doch die haben wir gleich wieder als wir losgehen, denn am nächsten Bach stehen sie mit ihren Wasserfiltern und bereiten Wasser auf. Wir sind da mit unseren Chlortabletten + Limonadenpulver ein bisschen schneller, und laufen wieder an ihnen vorbei. Wir treffen sie erst im Camp wieder – die eine Hälfte ca. eine Stunde nach uns, die anderen zwei kurz vor Dunkelheit. Ein bisschen später (als es steil und abschüssig wird, und ganz nah an den Klippen entlang geht) überholen wir eine Mädelsgruppe und zwei Jungs. Dann sind wir wieder alleine, und genießen die Ausblicke. Wir sind zum Großteil raus aus dem Urwald, und haben die ganze Napali Küste vor unserem Blickfeld. Kein Wunder, dass sie so berühmt ist. Sie ist unglaublich imposant, so schön!

Das Wandern wird ein bisschen zäh, der Weg ist beschwerlich und elf Meilen bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit fühlen sich lang an. Recht spät treffen wir Leute, die uns entgegen kommen, und uns erzählen, wie toll der Campingplatz ist – am Sandstrand, und es gibt eine Wasserfall-Dusche, und die Plätze sind auch schön. Wir sind froh, denn der Zwischencampingplatz war nicht gerade schön, nur im Notfall wäre ich dort geblieben Er war mitten im Urwald, matschig und sah einfach gar nicht einladend aus. Als wir endlich am Kalalau Beach ankommen, ist dort am ausgewiesenen Campingplatz kein Mensch. Und schön ist er auch nicht, es geht schon, aber naja… Wir gehen also dran vorbei, weiter bis zum Ende des Weges. Dort stehen dann die Zelte der anderen Wanderer, in einem schönen lichten Wäldchen, mit guten, ebenen Zeltplätzen, Blick auf den Sandstrand, und am Ende der Bucht dann der Wasserfall. Richtig schön! Erleichtert bauen wir unser Zelt auf, und gehen dann im Bikini „duschen“. Der Wasserfall ist genial, und es gibt sogar ein Rohr, das kann man ins Wasser halten, und unter dem Strahl der dort raus kommt so richtig duschen. Dann gehen wir zum Strand ins Meer. Nicht weit, denn die Wellen sind ein paar Meter zu hoch für uns. Aber es ist schön, und der Blick zurück an die Küste ist der Wahnsinn. Wir genießen unsere Zeit im Camp sehr, und bereuen ein bisschen, nicht zwei Nächte gebucht zu haben. Viele Leute machen das, gehen dann wahrscheinlich am nächsten Tag zu einem Wasserfall in der Nähe und chillen ein bisschen an dem Traumstrand. Wir haben leider nur den einen Spätnachmittag und Abend, aber auch der war es wert, dort hin zu wandern.

Der Blick vom Kalalau Beach Richtung Camp

Kalalau Beach

Der Weg zurück am nächsten Tag geht irgendwie schneller, obwohl es wärmer ist, aber wir kommen sehr gut voran. Diese Zeit “verschwenden” wir dann am Hanakapiai Beach, von dem es nur noch 2 Meilen zum Trailhead sind, wieder. Da ist es auch nochmal richtig schön, es ist zwar viel los, aber man kann in einem Bach baden und im Meer, und auf Steinen in der Sonne sitzen. Wir lassen den Trail dort quasi gut ausklingen, bevor wir die letzten Meilen zurück laufen. Für uns ja drei, denn diesmal wollen wir nicht trampen – das finden wir, kann man niemandem antun. Unsere Schuhe sind sehr matschig, und unsere Klamotten sehr nass…

Alle Infos zum Kalalau Trail

Das Wichtigste zuerst: Wer den Trail gehen möchte, der braucht ein Übernachtungspermit. Auch wenn man aus irgendwelchen Gründen nicht übernachten will, muss man eines kaufen, denn ohne ist die Begehung des Wanderweges illegal. Das Permit kann man auf der Website des Hawaiianischen Dapartment of Land and Natural Resources beantragen. Momentan (Stand Dezember 2019) nur 90 Tage im Vorraus, längerfristig wohl wieder ein Jahr im Vorraus. Auch ein Overnight Parking Permit für den Haena State Park (also am Trailhead) kann man mittlerweile kaufen, auf der selben Website, nachdem man das Übernachtungspermit gekauft hat. Wenn es sehr viel regnet, sodass die Wanderung gefährlich werden könnte, wird der Weg geschlossen, deshalb empfehlen manche Webseiten ein Permit für mehrere Tage zu kaufen, um das Risiko der Schließung zu minimieren. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll – schließlich nimmt man damit eventuell anderen Leuten die Plätze weg, obwohl man selbst dann nicht auf dem Trail unterwegs ist. Zwei Übernachtungen lohnt es sich aber sowieso zu kaufen, dann kann man den Kalalau Beach in aller Ruhe genießen, und falls der Weg geschlossen wird, hat man zumindest eine zweite Chance.

Anfoderungen: Vom Trailhead bis zum Campingplatz am Kalalau Beach sind es 11 Meilen (ca. 18km) und einige Höhenmeter, da der Weg eigentlich immer entweder bergauf oder bergab geht, nur ganz selten mal eben dahin. Je nach Quelle sind es 250 – 1300hm (ich habe 600hm gemessen, aber dadurch, dass es nicht stetig bergauf oder bergab geht, sondern wechselt, ist meine App wahrscheinlich nicht besonders genau). Besonders anstregend wird die Wanderung durch die Hitze und Luftfeuchtigkeit, und durch zum Teil sehr matschige Wege. Wir haben deshalb auch knapp 7h für die 11 Meilen gebraucht. Man läuft auf dem selben Weg hin und zurück, und am Campingplatz endet der Weg, man kann also nicht weiter die Küste entlang wandern um etwa am Polihale State Park in Waimea heraus zu kommen. Was natürlich schade ist, aber auch so ist der Weg sehr schön.

Ausrüstung: Ganz wichtig ist es, eine Möglichkeit der Wasseraufbereitung mitzunehmen. Die meisten Leute, die wir getroffen haben, hatten Wasserfilter dabei. Wir kommen seit Jahren mit unseren Chlortabletten gut zurecht. Wenn man nicht sehr oft Wasser aufbereiten möchte, dann ist das meiner Meinung nach die billigste und einfachste Methode – das einzige Problem ist dabei, dass das Wasser natürlich nach Schwimmbad schmeckt. Das lässt sich aber mit Limonadenpulver gut kaschieren. Ein weiterer Vorteil der Tabletten ist, dass sie leicht sind, und man sie auch einfach immer prophylaktisch im Rucksack haben kann. Ein Nachteil neben dem Chlorgeschmack ist, dass man mindestens 30 Minunten warten muss, bis man das Wasser trinken kann. Wenn die Wasserquellen also rar sind, und man seinen Durst schon mal an der Wasserquelle stillen möchte und dann noch was mitnehmen will, dann verliert man viel Zeit. Am Kalalau Trail sind die Wasserquellen vor allem im hinteren Bereich, also der Trailhälfte die näher am Campingplatz liegt, definitiv nicht rar.

Abgesehen von der Wasseraufbereitung sind Schuhe mit fester Sohle und gutem Profil wichtig, sonst wird das auf dem Matsch einen einzige Rutschpartie. Außerdem natürlich unbedingt Badesachen, Zelt und so weiter, Sonnenschutz und was gegen Mücken und andere lästige und stechende Insekten einpacken. Man schwitzt sehr viel und muss demnach viel nachsprühen, also kein halb leeres Mückenmittel mitnehmen, damit man die Wanderung auch genießen kann.